Vor Kurzem wurden wir für ein interkulturelles Training für Haus Edelberg beauftragt. Dabei handelte es sich um ein besonderes Training, denn im Mittelpunkt standen Integrationsbeauftragte sowie Praxisanleiter*innen. Mit ihrem Arbeitsalltag spielen sie eine entscheidende Rolle dabei, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Kulturen zu begleiten. Praxisanweisung, Einarbeitung, Hilfestellung bei Problemen: Ohne diese Personen kaum vorstellbar.
Warum interkulturelles Training?
In der Pflege und in vielen anderen Branchen arbeiten heute Teams, die kulturell sehr vielfältig sind. Diese Vielfalt ist ein großer Gewinn, stellt aber auch alle Beteiligten vor Herausforderungen: Sprachbarrieren, unterschiedliche Erwartungen an Kommunikation, Arbeitsweisen oder Hierarchien können Missverständnisse hervorrufen. Interkulturelles Training bietet hier die Chance, Brücken zu bauen und Verständnis zu fördern.
Das gilt insbesondere für die Phase der Einarbeitung vor der Anerkennung oder am Beginn der Ausbildung. Neben der neuen Arbeit kommt die neue Arbeitssprache hinzu. Oft prägen Druck, Prüfungsstress, Neugier, neue Erfahrungen und Orientierungslosigkeit die ersten Monate einer Fachkraft oder Auszubildenden, die aus dem Ausland nach Deutschland kommt. Um diese Aspekte zu verdeutlichen, darauf zielte die Reisetasche-Übung aus unserem Training ab.
Die Reisetasche-Übung: Was nehme ich mit, was lasse ich zurück?
Mihilfe der „Reisetasche“ versetzten sich die Teilnehmenden in die Lage von Pflegekräften, die ihre Heimat verlassen, um in Deutschland zu arbeiten. Ausländisches Pflegepersonal und Auszubildende kommen normalerweise nicht mit einem ganzen Container an persönlichen Dingen (wie oft deutsche Expats ins Ausland gehen), sondern mit 2 Koffern. Die Teilnehmenden sollen sich daher überlegen, was passt da eigentlich alles rein? Die Antwort war ganz richtig: wenig. Ein bisschen Bekleidung, das war‘s. Und auch symbolisch kann man eine Tasche packen – mit Gewohnheiten, Hoffnungen und Werten, die sie mitnehmen, und Dingen, die sie vielleicht zurücklassen müssen.
Die Übung machte sichtbar, wie vielschichtig dieser Schritt ist:
- Mitnehmen: Sprache, berufliches Können, Erinnerungen, Werte, Rituale – aber auch Ängste, Heimweh und Erwartungen.
- Zurücklassen: Familie, vertraute Lebensweisen, bestimmte Feste oder Gewohnheiten.
Sich dabei in die Neuankömmlinge hineinzuversetzen bewegt und man merkt, wie es sich anfühlt, Heimat und Gewohntes hinter sich zu lassen, und welche emotionale Belastung damit verbunden sein kann.
Fazit
Das Training zeigte: Interkulturelle Kompetenz entsteht nicht allein durch Wissen, sondern vor allem durch Perspektivwechsel und Empathie. Übungen wie die Reisetasche öffnen den Blick für die Erfahrungen neuer Kolleginnen und Kollegen und helfen dabei, gemeinsame Wege für ein wertschätzendes Miteinander zu finden.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmenden für ihr Engagement und die wertvollen Beiträge.

