Integration Deutschland

Immer wieder begegnen wir bei context YELLOWS der Frage, was die Herausforderungen und Chancen bei der Integration von Pflegekräften aus dem Ausland sind. Im Gespräch mit unseren Kund*innen verweisen wir gerne auf Statistiken, die das große Ganze in den Blick nehmen. Dabei wird klar: Deutschland steht vor einer doppelten Herausforderung – einerseits wächst die Zahl der pflegebedürftigen Menschen rasant, andererseits fehlen inländische Fachkräfte, um diesen Bedarf zu decken. Dieser Trend wird sich, mit dem Renten-Eintritt der Babyboomer, in den kommenden Jahren verstärken.

Mehr und mehr Pflegekräfte werden aus dem Ausland angeworben – eine Entwicklung, die für das Gesundheitssystem überlebenswichtig ist. Doch damit diese Arbeitskräfte bleiben und langfristig erfolgreich arbeiten können, muss Deutschland bessere Rahmenbedingungen für ihre Integration schaffen. So lautet auch der Tenor eines Beitrags des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW), das die Situation der Pflege aus wirtschaftlicher Perspektive in den Blick nimmt.

Warum ist die Integration ausländischer Pflegekräfte so wichtig?

Viele ausländische Pflegekräfte kommen mit hohen Erwartungen nach Deutschland. Vor Ort werden sie jedoch oft mit bürokratischen Hürden, Sprachbarrieren und sozialer Isolation konfrontiert. Eine gelungene Integration bedeutet nicht nur, dass sie ihre Arbeit effizient ausführen können, sondern auch, dass sie sich langfristig wohlfühlen und bleiben.

Wenn Deutschland die Integration nicht aktiv verbessert, droht eine hohe Fluktuation. Nicht nur ist das für die betreffenden Arbeitgeber ein unmittelbarer Verlust. Es hätte auch negative Folgen für die Patientenversorgung, die Qualität der Pflege und die Nachhaltigkeit des gesamten Gesundheitssystems.

Die obige Statistik (aus dem oben zitierten Bericht des DIW) zeigt das Wachstum der Beschäftigung in Deutschland nach Staatsangehörigkeit. Es ist ersichtlich, dass der Anteil ausländischer Arbeitnehmer*innen in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Besonders ab 2021 ist ein deutliches Wachstum zu erkennen. Während die Beschäftigung bei deutschen Arbeitnehmer*innen teilweise stagnierte oder sogar rückläufig war, wuchs die Anzahl ausländischer Beschäftigter erheblich.

Gerade im Pflegebereich sind ausländische Arbeitskräfte unverzichtbar. Laut einer Studie der Bundesagentur für Arbeit stammten im Jahr 2023 über 16 % der Pflegekräfte aus dem Ausland – Tendenz steigend. Wird der Faktor Migrationshintergrund mit berücksichtigt, arbeiten von den 1,7 Millionen sozialversicherungspflichten Arbeitnehmer*innen in der Pflege bis zu 1/4 Personen mit Einwanderungsgeschichte. Ohne sie wäre die Versorgung der alternden Bevölkerung kaum zu bewältigen.

Welche Maßnahmen sind notwendig?

Damit ausländische Pflegekräfte erfolgreich integriert werden, müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden: von der Anerkennung ihrer Qualifikationen bis hin zur sozialen und kulturellen Eingliederung.

  1. Schnellere Anerkennung von Berufsabschlüssen

Eines der größten Probleme für ausländische Pflegekräfte ist die langwierige Anerkennung ihrer Qualifikationen. Oft dauert dieser Prozess Monate oder sogar Jahre, in denen sie nicht oder nur eingeschränkt arbeiten dürfen.

  • Mögliche Lösungen:
    • Vereinfachte und beschleunigte Anerkennungsverfahren
    • Einheitliche Standards in allen Bundesländern
    • Bessere Unterstützung durch Beratungsstellen
  1. Sprachförderung als Schlüssel zur Integration

Gute Deutschkenntnisse sind essenziell, um in der Pflege erfolgreich zu arbeiten – nicht nur für die Kommunikation mit Patient*innen, sondern auch im Team und mit Ärzt*innen. Viele Pflegekräfte kommen mit guten Sprachkenntnissen nach Deutschland. Den Berufsalltag erfolgreich zu meistern, erfordert von den meisten jedoch noch zusätzliche Anstrengung.

  • Mögliche Lösungen:
    • Kostenlose oder stark subventionierte Sprachkurse, bereits vor der Einreise und nach der Ankunft
    • Berufsspezifische Sprachtrainings für Pflegekräfte
    • Förderung von Sprachpatenschaften mit deutschen Kolleg*innen
  1. Gezielte interkulturelle Schulungen

Kulturelle Missverständnisse zwischen deutschen Patient*innen, Kolleg*innen und Pflegekräften aus dem Ausland sind keine Seltenheit. Unterschiedliche Arbeitsweisen, Hierarchien oder Kommunikationsstile können zu Konflikten führen.

  • Mögliche Lösungen:
    • Interkulturelle Trainings für ausländische Pflegekräfte, aber auch für deutsche Kolleg*innen und Arbeitgeber
    • Förderung von Mentoring-Programmen durch erfahrene Pflegekräfte
  1. Bessere soziale und berufliche Integration

Viele ausländische Pflegekräfte fühlen sich in Deutschland isoliert, da sie keine sozialen Netzwerke haben und der Arbeitsalltag oft sehr fordernd ist. Wenn sie sich nicht willkommen fühlen, steigt die Gefahr, dass sie die Stelle wieder verlassen.

  • Mögliche Lösungen:
    • Netzwerke, gemeinsame Aktivitäten und Stammtische für ausländische Pflegekräfte
    • Unterstützung bei Wohnungssuche, Behördengängen und Familiennachzug
    • Freizeitangebote zur Integration in die Gesellschaft
  1. Verbesserung der Arbeitsbedingungen für alle Pflegekräfte

Die Integration ausländischer Pflegekräfte kann nur dann langfristig erfolgreich sein, wenn die Arbeitsbedingungen in der Pflege insgesamt attraktiver werden. Dazu gehören:

  • Faire Löhne und flexiblere Arbeitszeiten
  • Entlastung durch mehr Personal und Digitalisierung
  • Wertschätzung und gesellschaftliche Anerkennung für den Pflegeberuf

Fazit: Integration als Gemeinschaftsaufgabe

Die erfolgreiche Integration ausländischer Pflegekräfte ist nicht nur Aufgabe der Politik oder der Arbeitgeber – sie betrifft die gesamte Gesellschaft. Mit besseren Rahmenbedingungen, gezielten Fördermaßnahmen und einer offenen Willkommenskultur kann Deutschland ausländische Fachkräfte langfristig binden und den Pflegenotstand entschärfen.

Ein positiver Blick auf das Thema Migration ist dabei ein zentraler Aspekt, mit dem wir alle unseren Beitrag in alltäglichen Situationen leisten können. Migration als etwas, das Chancen und Zugewinn ermöglicht, diese Geschichte ist in der gesellschaftlichen Debatte in letzter Zeit leider zu wenig hervorgehoben worden.

Es braucht ein gesellschaftliches Umdenken: Integration ist kein einmaliger Prozess, sondern ein langfristiger und wechselseitiger Weg, auf dem sowohl die Pflegekräfte aus dem Ausland als auch wir hier in Deutschland voneinander lernen und profitieren können.