Interkulturelle Farben

Die interkulturelle Bedeutung von Farben wird meist übersehen, dabei spielen Farben eine große Rolle in der nonverbalen Kommunikation. Denn Farben sind mehr als nur visuelle Eindrücke – sie tragen tiefere Bedeutungen, die weit über das Ästhetische hinausgehen. Jede Kultur bringt daher für Emotionen, Lebensphasen und gesellschaftliche Ereignisse ihre eigene „Palette“ mit. In diesem Blogbeitrag werfen wir bei context YELLOWS einen Blick auf die interkulturellen Wahrnehmungen von Farben, speziell in Bezug auf Leben, Freude, Trauer und Sterben.

Freude und Leben: Farben der Lebendigkeit

In vielen westlichen Kulturen sind es lebendige Farben wie Rot, Gelb und Orange, die mit positiven Emotionen und Feierlichkeiten verbunden sind. Diese Farben symbolisieren Energie, Wärme und Optimismus. So ist Rot etwa in vielen Kulturen eine Farbe der Liebe und Leidenschaft, während Gelb Glück und Licht ausstrahlt.

In afrikanischen Kulturen hat jede Farbe eine spezifische Bedeutung, die oft mit den verschiedenen Phasen des Lebens zusammenhängt. Rot kann nicht nur Liebe und Leidenschaft darstellen, sondern auch Gefahr oder Konflikte, während Grün häufig mit Wohlstand und Leben verbunden wird.

Ein weiteres Beispiel für die Allgegenwärtigkeit und kulturelle Bedeutung von Farben finden wir in Mexiko: Die Farben des „Día de los Muertos“ (Tag der Toten) spiegeln das Leben wider. Trotz der Trauer über den Tod ist dieser Tag eine Feier des Lebens der Verstorbenen. Bunte Farben, wie Pink, Blau und Lila, sind ein fester Bestandteil dieses Festes und zeigen, wie Tod und Leben miteinander verknüpft sind – nicht als Gegensatz, sondern als zyklische Erneuerung.

Trauer und Tod: Ein Blick auf die Farbwelten

In jeder Kultur gibt es also Farben, die mit Trauer und Sterben assoziiert werden. In vielen westlichen Kulturen ist Schwarz die Farbe der Trauer. Schwarz wird oft mit Dunkelheit, Abwesenheit und Verlust assoziiert. Bei Bestattungen ist es üblich, schwarz gekleidete Trauergäste zu sehen, und diese Farbe spiegelt die Ernsthaftigkeit des Abschieds wider. Sie symbolisiert nicht nur den Verlust eines geliebten Menschen, sondern auch das Ende eines Lebenszyklus.

Außerhalb des westlichen Kulturkreises variiert die Bedeutung der Farben in Bezug auf Trauer und Tod. In einigen asiatischen Kulturen, etwa in China, ist Weiß die Farbe der Trauer. Auch in Indien ist es üblich, dass Witwen weiße Kleidung tragen. Hier wird Weiß mit Reinheit und dem Übergang in das Jenseits in Verbindung gebracht. Das steht im großen Gegensatz zu westlichen Ländern, in denen der Tod oft als etwas Dunkles und Schmerzliches gilt.

Diese kulturellen Unterschiede verdeutlichen, wie sehr die Wahrnehmung des Todes und der Trauer durch Farben geprägt ist.

Der Übergang zwischen Leben und Tod

In vielen Kulturen existiert die Vorstellung, dass der Tod nicht das endgültige Ende ist, sondern ein Übergang zu einer anderen Existenz oder einem anderen Zustand. Die Farben, die mit dieser Übergangsphase verbunden sind, sind oft sanft und subtil. In buddhistischen Traditionen beispielsweise symbolisieren sanfte Farben wie Violett und Weiß den Übergang ins Jenseits und den damit verbundenen Frieden. Diese Farben schaffen eine Atmosphäre der Ruhe und Gelassenheit.

In vielen indigenen Kulturen wird der Tod als Teil eines natürlichen Kreislaufs betrachtet. Hier kann die Farbe Blau eine wichtige Rolle spielen. Sie wird oft mit Himmel und Wasser in Verbindung gebracht, als Symbole für den Übergang zwischen den Welten und die unendliche Natur des Lebens.

Farben als Symbole

Farben sind nicht nur Ausdruck von Emotionen und Phasen des Lebens, sondern stehen für symbolhafte Bedeutungen. In vielen Kulturen wird z.B. Grün mit Fruchtbarkeit, Wachstum und der Erneuerung des Lebens verbunden. Nach der Trauer kommt oft ein neuer Frühling, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne.

In südamerikanischen Ländern wie Brasilien und Venezuela wird Grün als Symbol für Leben, Wachstum und Harmonie verehrt. Die grüne Natur wird als Quelle von Energie und Frische betrachtet, die den Zyklus des Lebens aufrechterhält und den Menschen mit dem natürlichen Rhythmus der Welt verbindet.

Doch auch das Gegenteil kann der Fall sein: Im chinesischen Raum ist die Farbe beispielsweise negativ belegt, z.B. mit Verlust oder Betrug. Fallende Aktienkurse werden grün hinterlegt oder es gibt die Redewendung „eine grüne Mütze tragen“, was so viel bedeutet wie von dem*der Partner*in betrogen zu werden.

Fazit: Die Macht der Farben

Farben sind mächtige Symbole, die in jeder Kultur eine einzigartige Bedeutung tragen. Sie beeinflussen unsere Wahrnehmung von Trauer, Freude, Leben und Tod und verleihen diesen universellen Konzepten einen tiefen kulturellen Kontext. Während die westliche Welt den Tod mit Schwarz und den Frühling mit lebendigen Farben assoziiert, sehen andere Kulturen den Tod als einen Übergang und das Leben als untrennbar mit den Farben der Natur und der Feier des Daseins verbunden.

Indem wir uns der Vielfalt und Tiefe der interkulturellen Wahrnehmung von Farben bewusst werden, können wir mehr Verständnis und Respekt für die unterschiedlichen Wege entwickeln, wie Menschen mit den existenziellen Themen des Lebens umgehen. Es zeigt uns, dass Farben mehr sind als nur visuelle Eindrücke – sie sind ein Spiegel unserer kulturellen Werte, Überzeugungen und Emotionen.